Was ist Verlustangst? Definition und Bedeutung
Verlustangst; das ist die intensive Furcht davor, einen geliebten Menschen zu verlieren oder von wichtigen Bezugspersonen verlassen zu werden. Sie tritt am häufigsten im Kontext von engen Beziehungen auf, also in Partnerschaften und in der Familie, und geht über alltägliche Sorgen oder Eifersucht hinaus. Die Verlustangst kann so stark werden, dass sie das ganze Denken, Fühlen und Handeln von Betroffenen dominiert, mit tragischen Folgen! So leiden bald nicht nur die eigene Lebensqualität, sondern auch die Fähigkeit gesunde, glückliche Beziehungen zu führen.
In Maßen schützt uns die Angst, jemanden zu verlieren. Wir investieren in wichtige Beziehungen und handeln aufmerksam und fürsorglich. Problematisch wird sie dann, wenn sie über das normale Maß hinausgeht und zu Kontrollwahn, Besitzanspruch oder ständiger Eifersucht führt. Auch kann der eigene Selbstwert sinken, so dass das Gefühl entsteht, ohne den anderen völlig wertlos zu sein.
👉 In diesem Artikel widmen wir uns der Verlustangst mit all ihren Facetten. Was ist der Grund für diese schreckliche Angst, was können Partner oder Partnerin von Betroffenen tun, welche Warnsignale und Strategien gibt es? - all dies und mehr kannst du jetzt nachlesen.
Warum entsteht Verlustangst?
Die Ursachen von Verlustangst sind vielschichtig und wurzeln oft tief in der eigenen Entwicklungsgeschichte. Häufig liegt der Ursprung in der Kindheit: Frühe Trennungen von Eltern oder Bezugspersonen, ein Mangel an emotionaler Sicherheit oder tief traumatische Erfahrungen wie der Tod eines Elternteils, ein Unfall oder eine schmerzhafte Trennung hinterlassen Wunden, die auch im Erwachsenenalter nachwirken können. Unsichere Bindungen, fehlende Bestätigung, Streit in der Familie, das Gefühl, nicht „genug“ zu sein, oder emotionale Vernachlässigung fördern ein schwaches Selbstwertgefühl und Misstrauen in die Stabilität zwischenmenschlicher Verbindungen.
Auch Erfahrungen aus vorigen Partnerschaften, insbesondere schwere Trennungen, Betrug oder wiederholter Liebesverlust in Ex-Beziehungen, führen zu einem tief verankerten Misstrauen und Ängsten. Gesellschaftliche Prägungen, das Streben nach Perfektion und Medienbilder von idealen Beziehungen schüren zusätzlich Unsicherheiten und Verlustsorgen. Verlustangst kann sich außerdem im Laufe des Lebens durch einschneidende Erlebnisse oder aktuelle Krisen (z.B. Arbeitslosigkeit, schwere Krankheit des Partners) verstärken.
Symptome von Verlustangst erkennen
Die Symptome von Verlustangst reichen von subtil bis extrem belastend und zeigen sich auf emotionaler, kognitiver und körperlicher Ebene.
Typische Anzeichen sind:
- Ständige Sorge und Grübeln, dass demder Partnerin etwas passieren oder eine Trennung erfolgen könnte
- Übertriebene Kontrollversuche, wie ständiges Nachfragen, Überprüfen, Klammern oder „Überbetreuen“
- Eifersucht, auch bei harmlosen Kontakten und Freundschaften
- Übermäßiges Bedürfnis nach Nähe, Bestätigung und Zuneigung
- Geringes Selbstbewusstsein und ständiges Gefühl, nicht „gut genug“ zu sein
- Starke Angst vor Alleinsein, Leere nach kurzer Abwesenheit eines geliebten Menschen
- Panik bei Konflikten oder Meinungsverschiedenheiten, das Schlimmste zu erwarten
- Stress, Unruhe, Schlaflosigkeit, körperliche Symptome wie Herzrasen und Magenprobleme
- Abhängige, angepasste Verhaltensmuster und Schwierigkeiten, eigene Bedürfnisse zu benennen und durchzusetzen
Angst vor dem Verlust einer geliebten Person
Im Kern von Verlustangst steht die tiefe Furcht, einen geliebten Menschen zu verlieren – meist den Partner, ein Kind, Elternteil oder enge Freunde. Oft durch kindliche Erfahrungen geprägt, nimmt diese Angst fast existenzielle Ausmaße an. "Ohne dich kann ich nicht leben" – eine ernst gemeinte Warnung, aber auch ein Eingeständnis der eigenen, noch sehr kindlichen Abhängigkeit von anderen. Die Angst kann sich sowohl in der Sorge um Trennung als auch im Verlassenwerden durch Unfall, Krankheit oder Tod zeigen. In Partnerschaften tritt Verlustangst besonders häufig auf und äußert sich in Klammern, Kontrollbedürfnis und der fixen Vorstellung, ohne den anderen wäre alles schlecht und das Leben vorbei. Betroffene denken bei jeder längeren Funkstille oder Meinungsverschiedenheit automatisch das Schlimmste („Er/ Sie meldet sich nicht – bestimmt betrügt er/sie mich gerade.“).
⚠ Kinder sind abhängig vom Willen Erwachsener. Sie haben keine Wahlmöglichkeit und sind der Welt, in die sie hineingeboren werden, ausgeliefert. Dieses Gefühl der Ohnmacht, insbesondere wenn der Verlust einer gewohnten, sicheren Situation oder Person zu negativen Lebensveränderungen führt, kann bis ins Erwachsenenalter nachhallen. Der Verlust von Sicherheit und Stabilität kann zu demselben Gefühl führen, was man in der Kindheit hatte: Ich bin machtlos. Ich bin schutzlos. Ich bin allein auf dieser Welt. Niemand ist für mich da.
Verlustangst in Beziehungen – Auswirkungen auf die Partnerschaft
Verlustangst beeinflusst Beziehungen auf vielen Ebenen: Wer stark von der Angst beherrscht wird, gerät schnell in einen Teufelskreis der Unsicherheit und wechselseitigen Belastungen. Das ständige Klammern, kontrollierende Verhalten und der hohe Anspruch an Zuneigung oder Bestätigung engen die Partner oft massiv ein, fördern Konflikte und zerstören das notwendige Gleichgewicht aus Freiheit und Nähe.
Interessanterweise geht Verlustangst oft mit Bindungsangst einher. Eigentlich logisch: Wer Angst vor großer Nähe hat, weil er sich ausgeliefert und machtlos dadurch fühlt, wählt die Distanz. So können sich Ängste gegenseitig verstärken und das Beziehungsleben erheblich belasten.
Auch Freundschaften und familiäre Bindungen leiden unter Verlustangst. Die Panik und das Misstrauen von Eltern können zum Beispiel verhindern, dass man eigene Wege zu gehen wagt, gesunde Grenzen setzt oder selbstbewusst Konflikte austrägt. In der Folge entstehen Abhängigkeit, Angst vor Nähe und das ständige Bedürfnis nach Rückversicherung.
⚠ Zu diesem Thema gibt es sehr wenige Studien. Die vorhandenen zeigen, dass etwa 5% der Bevölkerung von Verlustangst betroffen sind. Frauen häufiger als Männer, auch wenn beide Geschlechter betroffen sind. Mangels extensiver Forschung sind diese Ergebnisse allerdings mit Vorsicht zu genießen.
Umgang mit Verlustangst bei sich selbst
Verlustangst zu erkennen und zu akzeptieren, ist der erste Schritt auf dem Weg zu Veränderung. Wichtige Fragen, die sich Betroffene stellen können, sind zum Beispiel: „Wann treten meine Ängste besonders stark auf?“, „Welche Emotionen löst die Angst in mir aus?“ oder „Welche Muster aus meiner Vergangenheit beeinflussen mein Verhalten heute?“
Tipps und Strategien für Betroffene von Verlustangst:
- Bewusstmachen: Eigene Gedanken und Gefühle beobachten und notieren („Wann fühle ich mich ängstlich? Was löst das aus?“)
- Akzeptanz: Die Angst nicht verdrängen, sondern annehmen – sie ist ein Zeichen emotionaler Bindung, aber darf das Leben nicht bestimmen
- Grenzen setzen: Eigene Bedürfnisse erkennen und für sie einstehen, auch auf die Gefahr hin, nicht immer „lieb“ zu erscheinen
- Selbstwert stärken: Sich auf eigene Stärken und Unternehmen konzentrieren, die Unabhängigkeit fördern
- Vertrauen aufbauen: Mit kleinen Schritten Freiräume zulassen und den Partner nicht zu stark kontrollieren
- Negative Gedankenspiralen stoppen: Bewusst andere Sichtweisen wählen („Auch wenn ich allein bin, bin ich wertvoll. Mein Leben hängt nicht nur von der Partnerschaft ab“)
- Kommunikation: Ehrlicher und offener Austausch über Gefühle mit dem Partner, um Missverständnisse zu vermeiden
- Eigene Erfahrungen reflektieren: Welche Ereignisse aus der Kindheit oder vorherigen Beziehungen prägen meine Verlustangst?
Jede dieser Strategien ist ein Schritt hin zu mehr innerer Unabhängigkeit, wichtig für ein starkes Selbstwertgefühl.
Verlustangst überwinden – Methoden und Strategien
Wer Verlustangst wirklich lösen möchte, sollte Geduld und Verständnis für sich selbst aufbringen. Wir neigen dazu unser Verhalten als richtig und gerechtfertigt zu sehen, doch man muss bereit sein, an eigenen Verhaltensmustern, Gedanken und Gefühlen zu arbeiten. Insbesondere, wenn das eigene Verhalten immer wieder zu negativen Beziehungserfahrungen führt. Methoden zur Überwindung sind:
- Psychotherapie (besonders verhaltenstherapeutische Ansätze oder bindungsbasierte Therapien)
- Konkretes Training der Selbstwahrnehmung: Welche automatischen Gedanken tauchen bei Auslösern auf?
- Bewusstes Üben und Ausweiten eigener Freiheitszonen, zum Beispiel Verabredungen oder Unternehmungen alleine
- Sich selbst Gutes tun und die Abhängigkeit vom Partner reduzieren
- Neubewertung eigener Beziehungen: Wo gibt es gesunde Nähe, wo ist Loslassen heilsam?
- Kleine Erfolge feiern und die eigenen Fortschritte wertschätzen
- Austausch mit anderen Betroffenen in Gruppen oder Foren
- Literatur, Videos und Selbsttests, die beim Erkennen und Bearbeiten eigener Muster helfen
⚠ Jeder Schritt zählt - aber keiner funktioniert ohne Kommunikation. Sich austauschen, mit Freunden über die eigenen Schwierigkeiten und Lösungsansätze sprechen, das ist wichtig. So bekommt man auch Unterstützung in schwierigen Zeiten.
Verlustangst vs. Trennungsangst – Unterschied
Verlustangst beschreibt generell die Angst, einen bedeutsamen Menschen oder eine feste Bezugsperson zu verlieren. Trennungsangst ist eine spezifische Form, bei der die Angst vor tatsächlicher Trennung (räumliche oder emotionale Distanz) im Vordergrund steht. Die Grenzen sind fließend, aber Trennungsangst tritt häufig schon bei Kindern auf, wenn die Eltern sich entfernen. Verlustangst bezieht sich in der Regel eher auf die Sorge, dass im Laufe des Lebens Beziehungen zerbrechen könnten, und ist eng mit dem Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität verknüpft.
Anzeichen für Verlustangst bei Erwachsenen
Bei Erwachsenen äußert sich Verlustangst oft in:
- starker Eifersucht und Kontrollverhalten
- emotionalem Klammern und Angst vor dem eigenen Alleinsein
- Problemen, Beziehungen zu beenden, selbst wenn sie unglücklich sind
- chronischem Misstrauen, ständiger Sorge und Selbstzweifeln
- Überanpassung und mangelndem Durchsetzungsvermögen
- geringem Selbstwert und dem Gefühl, ohne Partner nicht vollständig oder wertvoll zu sein
Diese Anzeichen sollten als Warnsignal verstanden und nicht ignoriert werden, da sie langfristig zur Belastung für alle Beteiligten werden können.
Anzeichen für Verlustangst bei Kindern
Verlustangst zeigt sich bei Kindern häufig durch:
- verstärktes Weinen und Anhänglichkeit
- Weigerung, sich von vertrauten Personen zu trennen
- Schlafstörungen und Albträume
- häufiges Klagen über Bauch- oder Kopfschmerzen ohne medizinische Ursache
- ängstliches oder reizbares Verhalten
- Rückzug und Schwierigkeiten, sich auf neue Situationen einzulassen
- übermäßige Angst vor Trennungssituationen wie Kindergartenstart oder Einschulung
Eltern sollten diese Signale ernst nehmen und bei Bedarf professionelle Unterstützung suchen.
Folgen von unbehandelter Verlustangst
Unbehandelte Verlustangst kann gravierende Folgen haben: Chronisch gestörte und unsichere Beziehungen, Vereinsamung, Abhängigkeit und der Verlust des eigenen Selbstwertgefühls. Betroffene geraten immer wieder in toxische Partnerschaften oder vermeiden Nähe vollständig aus Angst vor Verletzung. Die Lebensqualität wird eingeschränkt, die berufliche und persönliche Entwicklung gebremst. Starke Verlustängste können sogar zu psychischen Störungen wie Depression, Angststörung, somatischen Beschwerden und Entwicklung von Suchtverhalten führen.
Professionelle Hilfe und Therapie bei Verlustangst
Professionelle Hilfe ist ratsam, wenn Verlustangst das Leben dominiert. Psychotherapeutische Ansätze reichen von Verhaltenstherapie über Methoden der „Schematherapie“ bis hin zu bindungsorientierten Gesprächen, in denen eigene Muster erkannt und bearbeitet werden. Therapeutinnen arbeiten gemeinsam mit Betroffenen an Themen wie Selbstwert, Abgrenzung, innerer Stabilität und bewusstem Wahrnehmen eigener Bedürfnisse.
⚠ Gruppentherapie, Paartherapie oder spezielle Programme, die auf die Überwindung von Bindungs- und Verlustängsten zugeschnitten sind, können ein wertvoller Baustein sein. In akuten Krisen gilt: Hilfe zu suchen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern verantwortungsvoller Umgang mit dem eigenen Leben.
Psychologische Ansätze zur Behandlung von Verlustangst
Neben klassischer Psychotherapie gibt es zahlreiche weitere psychologische Methoden wie Achtsamkeitstraining, Körperarbeit, systemische Therapie, Selbsterforschung der Kindheitsprägungen und gezielte Übungen zur Emotionsregulation. Viele Expertinnen helfen dabei, alte Verletzungen zu identifizieren, zu würdigen, vom Heute abzugrenzen und Schritt für Schritt neue, gesunde Bindungsstrategien zu entwickeln. Auch eine klare Kommunikation in der Partnerschaft, gemeinsame Arbeit an gegenseitigem Vertrauen und realistische Erwartungen helfen, belastende Muster zu durchbrechen.
Verlustangst – ein Test
Um herauszufinden, ob du unter Verlustangst leidest, kann ein schneller Selbsttest erste Hinweise geben. Dabei kannst du dir folgende Fragen stellen:
- Habe ich häufig Angst, meinen Partner oder wichtige Bezugspersonen zu verlieren?
- Klammere ich mich oft an andere, aus Angst, verlassen zu werden?
- Fühle ich mich schnell eifersüchtig oder unsicher in meinen Beziehungen?
- Vermeide ich Situationen, in denen ich allein sein müsste?
- Beeinflusst die Sorge vor Verlust mein tägliches Denken und Handeln stark?
Wenn du mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantwortest, kann das ein Anzeichen für ausgeprägte Verlustangst sein. Für eine genauere Einschätzung bieten viele psychologische Webseiten und Apps kostenlose Online-Selbsttests an, die Symptome und Ausprägung der Verlustangst abfragen. Diese Tests ersetzen zwar keine professionelle Diagnose, können aber ein erster Schritt sein, um das Thema anzusprechen und gegebenenfalls Hilfe zu suchen. Wichtig ist, ehrlich zu sich selbst zu sein und bei starken Ängsten oder Beeinträchtigungen frühzeitig professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Fazit
Du bist nicht allein! Verlustangst ist ein weit verbreitetes, aber überwindbares Phänomen. Wer bereit ist, hinzuschauen, eigene Themen zu bearbeiten und Hilfe anzunehmen, kann Schritt für Schritt lernen, gesunde Beziehungen zu führen, sich selbst mehr zu vertrauen und Lebensqualität unabhängig von der Angst vor Verlust zu entwickeln.
Autor des Artikels

Ebony, den meisten bekannt als Bonnie, arbeitet seit 2023 bei Knuddels. Sie bringt tausende Ideen für den Bereich Marketing mit und hat immer eine Geschichte auf Lager. Schreiben ist ihre große Leidenschaft, gleich nach Lesen. Alles, was man zu Papier bringen kann, hat sie im Grunde schon zu Papier gebracht – und nun tut sie dasselbe für Knuddels. Sowohl im Social Media Bereich, als auch fürs Online Marketing gießt sie Worte in die Tasten, um zu berühren und zu begeistern.
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